Unstillbare Gier – Flammendes Inferno…

Prolog

Der Sommer fing gerade erst an, war aber bereits jetzt schon unerträglich heiß. Sehr ungewöhnlich für die Ostküste. Die Eiswürfel klirrten im Glas, doch für Abkühlung sorgten sie nicht wirklich. Sie verwässerten nur seinen Drink. Seit letztem Sommer war alles anders. Anfangs schien alles gut und er war zufrieden mit seinem Leben. Mit seinem Bruder teilte er die Leidenschaft zum BDSM und sie lebten es ausgiebig aus. Auch in der Bruderschaft fanden sie nicht nur Gleichgesinnte. Es war fast wie in einer Familie, in der er sich geborgen fühlte. Man hatte die gleichen Interessen und musste sich nicht verstellen.

Doch dann lief alles aus dem Ruder. Er hätte es kommen sehen müssen, war dafür aber zu blind. Blind vor Leidenschaft, Ekstase und Eifersucht. Am meisten davon unterschätzt hatte er die Eifersucht. Eine Komponente, die ihm bis dato fremd war. Eifersucht konnte ein gefährlicher Gegner werden, wie er schmerzlich erfuhr. Er hatte alles in seiner Macht stehende getan, und doch war es ihm nicht möglich gewesen, die sich nähernde Katastrophe aufzuhalten. Die Gier und sein Ego waren größer. Doch damit hatte er alles an die Wand gefahren. Nun blieben ihm nur noch Erinnerungen an zwei vergangene phantastische Sommer und der bittere Nachgeschmack, alles verloren zu haben. Ebenso bitter wie sein Scotch, der ihn plötzlich anekelte. Damian fegte das Glas vom Terrassentisch. Der Scotch gehörte ab sofort der Vergangenheit an. Einer Vergangenheit, die zum Greifen nahe war und ihn doch in seinen Erinnerungen – wie gerade jetzt – immer wieder einholte und einfach nur wehtat.

I.

Sam saß auf ihrem kleinen Balkon, genoss die letzten Sommertage und schaute verträumt in die Ferne. Sie trug ein kurzes Sommerkleid in knalligem Rot, hatte aber auf Unterwäsche verzichtet. Noch immer führte Sam unbewusst Befehle aus, die ihr nicht mehr erteilt wurden. Macht der Gewohnheit.  Ihr fiel ein Sprichwort ein. Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Genau das tat sie. Aber hatte sie das wirklich nach vorne gebracht? Hatte sie das erreicht, was sie wollte? Sie hatte sich auf neue Dinge eingelassen und ihr Leben durch Erfahrungen bereichert, welche sie nicht missen wollte. Nach wie vor stieß sie auf Unverständnis im alltäglichen Leben. Auch ihre beste Freundin hatte sie verloren. Und doch bereute sie nichts. Jack war zwar nicht ihr Mr. Right, denn verliebt war sie nicht, aber das brauchte sie auch nicht. Ganz im Gegenteil. Weniger war mehr und dieses Wenige hatte sie glücklich gemacht. Sie spürte eine noch nie da gewesene Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach Schmerz und Erniedrigung, die er bei ihr zu stillen wusste. Jack gab ihrem Leben einen Sinn. Er hatte ihr sexuell alles abverlangt und Sam gab ihm, ohne es in Frage zu stellen. Sie vermisste Jacks Hände auf ihrer Haut ebenso wie den süßen Schmerz der Peitsche, die er meisterhaft geführt hatte. Sams Hand lag auf ihren Oberschenkeln, doch Striemen waren weder zu fühlen noch zu sehen. Die letzte Session lag einfach schon zu viele Wochen zurück.

Dafür hatte sie das Gefühl, den Duft seines Eau de Toilette noch immer zu riechen. Es schien in der Luft zu schweben, was aber unmöglich war. Sie hatte Jack vor Wochen das letzte Mal gesehen. Sie wusste, es waren nur Trugbilder. Ihre Fantasie spielte ihr einen Streich. Aber der Gedanke an seinen Duft “Time To Play” weckte Erinnerungen in ihr. Erinnerungen, die weh taten und trotzdem nicht weggehen wollten. Am liebsten waren ihr die Erinnerungen an die Sessions in Jacks Spielzimmer. Als sie das erste Mal unten bei ihm im Keller stand, wurde sie mit Eindrücken regelrecht überflutet. Viele neue Dinge, die ihr im ersten Moment fremd und furchterregend erschienen. Sie erinnerte sich noch, dass sie eine Gänsehaut bekam, obwohl es nicht kalt war. Neben vielen BDSM-Möbeln erschreckten sie am meisten die diversen Peitschen, welche sorgsam an der einen Wand aufgehängt waren. Doch zu ihrer Überraschung fing sie an, es zu lieben, wenn Jack sie während einer Session auspeitschte. Das letzte Mal kam sie in diesen Genuss an dem verhängnisvollen Tag, bevor er die Beziehung zu ihr vor dem “Devils Diner” beendete. So wirklich verstand Sam bis heute nicht, warum Jack das ganze ohne jegliche Vorwarnung beendet hatte. Warum hatte er nicht vorher mit ihr darüber gesprochen. Jack wusste doch, dass sie ihm bedingungslos vertraute. Aber dieses Vertrauen schien leider nur einseitig gewesen zu sein.

Sie dachte an die überraschende Begegnung vor ein paar Wochen am See. Eigentlich grübelte Sam unglücklich über das Scheitern ihrer BDSM-Beziehung, als Jacks Bruder unvermittelt neben ihr stand. Nach kurzem Zögern setzte er sich zu ihr auf die Parkbank. Damian hatte geredet. Er war weder überheblich noch arrogant, wie es sonst immer der Fall gewesen war. Stattdessen kam es Sam so vor, als würde er eine Beichte ablegen. Er sprach von falsch verstandener Bruderliebe und gekränktem Stolz. Damian hatte versucht, ihr Jacks Gründe zu erklären, die ihn veranlasst hatten, die Beziehung mit ihr zu beenden. Doch Sam war noch zu sehr mit der Verarbeitung des Trennungsschmerzes beschäftigt, als dass sie den Inhalt von Damians Worten wirklich wahrgenommen hätte. Sie hatte sich Ruhe und Bedenkzeit erbeten. Erst jetzt fiel ihr auf, dass seit der Begegnung am See schon wieder Wochen vergangen waren und sie nichts von Damian gehört hatte. Sie hatte ihn eingeschätzt, dass er sie drängen würde, was er aber nicht tat. Vielleicht war ihm ja tatsächlich daran gelegen, wie er sagte, die missliche Situation wieder ins Lot zu bringen. Doch ihr war immer noch schleierhaft, wie das gehen sollte. Um das herauszufinden, müsste sie sich wohl oder übel nochmals mit Damian treffen. Wollte sie das  überhaupt? Wollte sie, dass Jack seinen Entschluss, alles zu beenden, rückgängig machte? Natürlich würde es ihr gefallen, wenn sie mit Jack da weitermachen könnte, wo sie aufgehört haben. Allein der Gedanke an seinen professionellen Umgang mit der Peitsche ließ sie feucht werden. Sam schüttelte den Kopf. Sie wusste, wenn Jack eine Entscheidung gefällt hatte, war diese unumstößlich. Was dachte Damian sich bloß. Dass es genügt, wenn sie bei Jack auf der Matte steht, sagt ‘Hier bin ich’ und alles ist wieder prima? Daran glaubte Sam definitiv nicht. Alles Nachdenken half nichts. Die Frage blieb: Sollte sie sich mit Damian treffen und ihn zumindest anhören? Sie seufzte. Warum bloß war das Leben so kompliziert.

II.

Samstagnachmittag. Der Termin zog sich wie Kaugummi. Die möglichen Interessenten machten ihre dritte Runde durch das Haus, konnten sich aber noch immer nicht entscheiden. Jacks Nerven waren zum Zerreißen angespannt. „Mr. Collister, das Haus ist wirklich schön, aber wir würden gerne noch einmal darüber nachdenken.“ „Also, ich kann Ihnen maximal 48 Stunden Bedenkzeit geben. Es gibt mehrere Interessenten für dieses Objekt.“ Mit dieser Aussage war der Kunde zufrieden und verabschiedete sich, seine Frau und die drei Kinder im Schlepptau. Jack atmete durch. Endlich Ruhe. Eigentlich wäre ihm jetzt nach Auspowern. Seine Art der Entspannung. Doch ihm fehlte ein entscheidendes Merkmal dafür. Er hatte keine passable Sub mehr. Seit er Sam aus seinem Leben verbannt hatte, war nicht nur seine bis dahin beste Sub weg, sondern auch mit ihr das nachhaltige Interesse am BDSM. Jacks General sah es zwar anders, aber vom Kopf her war er noch nicht so weit.

Er dachte mit Unbehagen an seine letzte Aktion im „Devils Diner“. Seine unbändige Wut über den eigenen Fehler, Sam den Laufpass gegeben zu haben, hatte er an Kimberley, einer Sub aus der Bruderschaft,  ausgelassen. Da die Session ungeplant und spontan stattfand, nahm er statt einer Peitsche seinen Gürtel. Den hatte er ja sowieso dabei. Eigentlich hatte er nichts gegen die Nutzung von Alltagsgegenständen. Konnte spannend und aufregend sein, wie er in der Wohnung von Sam selbst feststellen durfte.  Aber Jack war dermaßen von Sinnen, dass er seine Sorgfaltspflicht als Meister vergaß und nicht bemerkte, wie die Treffer auf Kimberleys Po immer ungenauer platziert wurden. Bei ihr wurden durch diesen Streufaktor erhebliche Verletzungen hervorgerufen, was ein absolutes No Go in der Szene ist. Die Arme litt noch tagelang unter Schmerzen und offenen Wunden. Er hatte sich bei ihr entschuldigt, doch BDSM war für ihn nicht mehr wie vorher. Er sehnte sich nach Sams Gesellschaft. Völlig unvoreingenommen ließ sie sich von ihm in BDSM einführen. Trotz Naivität konnte sie Neugierde und klaren Sachverstand ihr eigen nennen, was ihn faszinierte. In dem einen Moment führte er mit ihr Gespräche über Wetter, Politik und Weltgeschehen und im anderen Moment ließ sie sich bei ihm völlig fallen und tauchte in die BDSM-Welt ein, ohne es zu verkomplizieren. Jack hatte nicht lange gebraucht, um ihren Willen zu brechen und bemerkte, dass Sam von Session zu Session immer mehr in seiner Welt aufblühte. Aber Sam profitierte nicht alleine von dieser Beziehung. Jack dachte an den Tag, als er Sam in ihrer eigenen Küche gefesselt über der Arbeitsinsel gebeugt gevögelt hatte. Sein Orgasmus war gewaltig und schickte ihn buchstäblich direkt und ohne Umwege zu den Sternen. So etwas hatte er bis jetzt nur mit Sam erlebt.

Seit Wochen mied er das „Devils Diner“ und jeglichen Kontakt zur Bruderschaft. Es war keine Dauerlösung, aber Jack fühlte sich noch nicht so weit, ohne Sam als seine Sub BDSM weiter auszuleben. Er war ein Idiot, sie gehen zu lassen. Das war ihm schmerzlich klar. Und doch hatte er keine andere Möglichkeit gesehen. Jack stand in der Pflicht gegenüber der Bruderschaft, doch er war nach wie vor der Meinung, dass Sam etwas Besseres verdiente. Jack schüttelte den Kopf. Die Situation war einfach ausweglos. Deprimiert verließ er das zu verkaufende Objekt und machte sich auf den Weg nach Hause. Sein General gab ihm deutlich zu verstehen, dass es mal wieder Zeit wurde, in den Krieg zu ziehen. Doch für Jack kam es noch nicht in Frage. Er startete den Motor und seufzte. Es wurde wohl mal wieder ein trostloser Abend mit „Handarbeit“.

 

III.

Damian saß in seinem Büro, starrte aber mehr auf die Papiere, als dass er arbeitete. Er machte sich langsam Sorgen um seinen Bruder. Jack war seit Wochen nicht mehr im Diner. Er schien BDSM aufgegeben zu haben und ließ niemanden an sich ran. Nicht mal seinen Bruder. Damian plagten Schuldgefühle. Er meinte, schuld daran zu sein, dass sein Bruder die Bodenhaftung verlor. Aber er ließ sich einfach nicht helfen. Besonders zu schaffen machte Jack wahrscheinlich auch sein Ausraster Kimberley gegenüber. Zugegeben, es war nicht gerade die feine englische Art auf der Damentoilette, aber Kimberley hatte es längst unter “kann passieren” abgehakt. Warum konnte Jack das nicht? Alles Grübeln half jetzt auch nichts. Es klopfte an der Tür und nach kurzem Zögern trat Kimberley ein.

„Kimberley, was kann ich für Dich tun?“ Sie schaute ihn an. „Es ist doch eher die Frage, was ich für Dich tun kann.“ Damian lehnte sich in seinem Stuhl zurück und öffnete seinen Gürtel. Ohne weitere Aufforderung ging Kimberley vor ihm auf die Knie, öffnete seine Hose und nahm seinen halb erigierten Penis in ihre kühlen Hände. Damian zuckte zusammen. Doch unerwarteter Weise reagierte sein Körper anders als erwartet und Kimberley hielt jetzt eine prächtige Latte in ihrer Hand. Langsam setzte sie ihre Zungenspitze an und umkreiste fast quälerisch langsam seine Eichel. Im nächsten Moment begann sie, mit der Zunge vom Schaft her nach oben zu wandern. Langsam und ohne Eile, so als würde sie ein Eis lecken. Damian spürte das Pulsieren und gleichzeitig eine Art von Hilflosigkeit, was ihm  überhaupt nicht gefiel. Er griff in ihre Haare und zog sie unsanft zu sich heran. „Keine Spielchen, mach nur Deinen Job.“ Kimberley fügte sich und nahm ihn vollends in ihrem Mund auf. Eigentlich war sie es gewohnt, bei diesem “Job” den Rhythmus anzugeben. Doch mit seinen Händen fest in ihren Haaren ließ Damian ihr keinerlei Spielraum.  Er drückte sie fest in seinen Schoß und damit seinen Penis tief in ihren Rachen. Kimberley spürt einen Würgereflex. Doch sie unterdrückte ihn und beschleunigte stattdessen ihr Tempo. Damian nahm dies wohlwollend zur Kenntnis und ließ sie gewähren. Kimberley spürte den sich aufbauenden Druck und kurz darauf kam Damian, wie sie empfand,  explosionsartig in ihrem Mund zum Höhepunkt. Sie war gerade fertig mit schlucken, als er ihr bedeutete, aufzustehen. „Danke, das war gerade mehr als nötig.“ Er schloss seine Hose. „Ich benötige Deine Dienste heute nicht mehr. Du hast frei.“ Etwas enttäuscht drehte Kimberley sich um und verließ das Büro. Seit dem Vorfall mit Jack vor ein paar Wochen war alles anders. Negativ anders. Sie hatte Jack seit Wochen nicht mehr gesehen und auf Damian war auch kein Verlass mehr. Er hielt sie neuerdings kurz. Richtige Sessions gab es nicht mehr. Stattdessen nur noch kurze Quickies oder Blow-Jobs. Sie hoffte, es würde nur eine Phase sein und diese bald enden.

Nach Kimberleys Abgang ließ Damian die Arbeit heute Arbeit sein. Es war Zeit, ins Wochenende zu gehen. Er verließ sein Büro, um noch kurz bei Scott nach dem Rechten zu sehen, als er seinen Augen nicht traute. In der Stammecke saß kein geringerer als Jack.

„Hey Bruderherz. Schön, Dich zu sehen.“ Damian klopfte Jack auf die Schulter und setzte sich zu ihm. Jack schaute zu seinem Bruder. „Eigentlich war ich auf dem Weg nach Hause. Ich habe mich viel zu lange vom Diner ferngehalten. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob das eine so gute Idee war, herzukommen.“ Damian meinte, eine gewisse Zerrissenheit bei ihm zu spüren. „Lass uns erst mal etwas zu trinken bestellen und reden dann ganz in Ruhe.“

Scott brachte die Getränke, begrüßte Jack und zog sich umgehend wieder zurück. Als Barkeeper wusste man, wann man störte. Zu Damians Überraschung brach Jack als erster das Schweigen. „Ich hätte nie gedacht, mal in so eine Situation zu geraten, aber momentan weiß ich tatsächlich nichts mit meinem Leben anzufangen. Irgendwie fehlt mir der Sinn und der Spaß.“ Damian nahm einen Schluck von seinem Scotch. “Ich glaube ja, Du machst Dir viel zu viele Gedanken. Wo genau liegt Dein Problem?” Jack schaute gedankenverloren in sein Glas. “Ich habe keine Ahnung und keinen Plan. Eigentlich müsste ich mich mal wieder richtig austoben, aber ich habe keine Energie dafür. Und sind wir mal ganz ehrlich – ich habe keine Sub. Ist also nicht wirklich etwas mit austoben.” Mit einem leichten Kopfschütteln setzte Damian sein Glas ab. “Jack, das kann jetzt nicht wirklich Dein Ernst sein. Das letzte, worüber Du Dir Gedanken machen musst, ist das Thema “Sub”. Du weißt ganz genau, dass Dir die Bruderschaft mit allen Annehmlichkeiten zur Verfügung steht.” Jack trank seinen Scotch aus und orderte bei Scott einen neuen. “Damian, nach allem, was ich mir geleistet habe, bin ich wohl gerade nicht in der Position, Ansprüche stellen zu können. Würde mich nicht wundern, wenn die Bruderschaft mich rauskickt.” “Verdammt noch mal, Jack. Höre auf, Dich selbst zu bemitleiden und ständig um Dein Problem herum zu reden. Ja, es war scheiße von Dir, wie Du Kimberley vor Wochen in Eurer Session hier in der Toilette behandelt hast. Ja, es war auch scheiße, dass Du seitdem die Bruderschaft und das Diner gemieden hast. Dein größter Fehler aber war, Sam in den Wind zu schießen. Das war allein Deine Entscheidung. Aber tue mir den Gefallen und komme aus Deinem Schneckenhaus heraus und fange an, wieder zu “leben”.“ Jack schaute etwas ungläubig zu seinem Bruder. So hatte er ihn noch nicht erlebt. “Damian, ich habe Kimberley nicht gut behandelt. Wahrscheinlich will sie von mir nichts mehr wissen. Ich kann es ihr nicht verübeln.” “Du hast Dich bei ihr entschuldigt und für sie ist es in Ordnung. Die Sache ist vom Tisch. Komm endlich wieder klar mit Deinem Leben.“ Jack schüttelte den Kopf. “Ich weiß nicht. Meine Fehlerliste ist schier unendlich. Mag sein, dass es mit Kimberley wieder in Ordnung ist. Aber Fakt ist, ich habe die Bruderschaft hintergangen, weil ich Sam nicht teilen wollte. Mir geschieht es ganz recht, dafür jetzt in der Hölle zu schmoren. Und wer aus der Bruderschaft würde mir jetzt noch zurück auf den Olymp helfen. Ich selbst tue es ja nicht mal.” Damian verkniff sich ein Lachen, als er seinen Bruder so am Boden zerknirscht sah. Aber er musste sich eingestehen, nicht ganz unschuldig daran gewesen zu sein, dass Sam weg war und sein Bruder die Bodenhaftung verlor. “Jack, jetzt höre mir mal gut zu. Um die Bruderschaft brauchst Du Dir keine Gedanken machen. Momentan ruht alles. Vergiss nicht, dass die Bruderschaft Dein „Baby“ ist. Du hast alles aus dem Boden gestampft und bist derjenige, der die Subs einführt. Ohne Dich funktioniert der Kreis nicht zu 100 %. Außerdem solltest Du darüber nachdenken, Dich bei Sam zu melden. Versuche, sie in die Bruderschaft zurück zu holen. Ich bin mir sicher, damit wären Deine Probleme – auch hinsichtlich der Bruderschaft – aus dem Weg geräumt. Schau Dich mal selbst an. Auf mich machst Du einen mehr als müden Eindruck. Sam fehlt Dir. Das sieht selbst ein Blinder.” “Damian, Du kennst meine Antwort darauf.” Damian wurde durch das Piepsen seines Handys unterbrochen. Eine neue SMS.  Er schaute kurz nach und runzelte die Stirn. “Jack, ich muss leider kurzfristig weg. Lass uns dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt weiterführen. Dann kannst Du mir mitteilen, wann und wie Du gedenkst, alles mit Sam in Ordnung zu bringen.” Jack schaute seinen Bruder an und schüttelte energisch den Kopf. “Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!” Damian stand auf. “Du wirst es tun, ich weiß es. Du kannst nicht anders. Und ich bin mir sicher, Sam ist diejenige, die Dich wieder zurück auf den Olymp befördert.” Er klopfte Jack auf die Schulter und ließ ihn überrascht zurück.

IV.

Wieder Wochenende, wieder ein Samstagnachmittag. Und auch dieser Nachmittag wurde geprägt von Langeweile. Kelly half ihrer Mutter jetzt öfter im Café aus. War nicht spannend, aber besser, als alleine zu Hause zu versauern. Eigentlich hatte sie freitags immer eine feste Verabredung mit Sam, ihrer besten Freundin, gehabt. Viel über alles und jeden quatschen, ab und zu ein Einkaufsbummel und natürlich viel Blödsinn machen. Womit zwei gute Freundinnen sich halt so beschäftigen. Doch dann veränderte sich Sam und mit ihr die ganze Freundschaft. Mit dem Kennenlernen dieses Typen kam es Kelly so vor, als würde sie als Freundin nicht mehr zählen. Sie lernte einen Typen kennen und änderte ihr Leben.  Plötzlich schien sie wie verwandelt und stellte die jahrelange Freundschaft in Frage. Sam gab ihr das Gefühl, als Freundin nicht mehr gebraucht zu werden. Sie reagierte immer weniger auf Anrufe oder SMS und sagte sogar den festen Freundinnenfreitag ab. Kelly hatte versucht, mit ihr darüber zu reden, jedoch erfolglos. Sam war diesem Jack irgendwie hörig und kündigte sogar die jahrelange Freundschaft mit ihr. Kelly verstand es bis heute nicht, hatte aber inzwischen gelernt, es zu akzeptieren. Leicht fiel es ihr nicht, doch ihr blieb nichts anderes übrig. Alles Grübeln half jetzt auch nichts, sie musste sich wieder um die Kundschaft kümmern. Eigentlich half sie ihrer Mutter eher im Hintergrund und weniger im Tagesgeschäft. Doch heute wurde sie vorne gebraucht.

Ihr Herz klopfte und sie wurde nervös. Er war wieder da. Seit einigen Wochen kam er regelmäßig. Trank Kaffee oder Cappuccino und verabschiedete sich später mit einem Lächeln, wofür ein Waffenschein nötig wäre. Kurze blonde Haare und stets eine schwarze Jeans mit farbigen, sehr enganliegenden T-Shirts. Heute allerdings trug er ein dunkles Shirt von Ed Hardy mit Totenkopfmotiv, welches ihn aber nicht weniger attraktiv erscheinen ließ. Auch dieses Shirt war an Knappheit kaum zu überbieten. Seine Oberarmmuskeln waren beachtlich und Kelly verschlug es bei jeder seiner Bewegungen den Atem. Diesem Spiel seiner Muskeln könnte sie stundenlang zuschauen. Doch sie war zum Arbeiten hier, nicht zum Träumen. Kelly brachte ihm die Rechnung. „Ich komme seit Ewigkeiten freitags und samstags hier her, aber eine derart hübsche Kellnerin wäre mir aufgefallen. Neu hier?“ Kelly wurde nervös. Dieser verdammt gut aussehende Typ sprach sie an. Das musste ein Irrtum sein. “Nein, ich helfe nur zweitweise aus.” Mit leicht zittrigen Fingern reichte sie ihm das Mäppchen mit der Rechnung. “Ich hoffe, Sie hier noch öfter zu treffen. In so hübscher Begleitung schmeckt der Kaffee gleich viel besser.” Kelly dachte, sie hätte sich verhört. Doch ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er sich wohl gerade keinen Scherz mit ihr erlaubte. “Ihnen scheint es die Sprache verschlagen zu haben. Vielleicht finden Sie die Sprache ja wieder, wenn wir beide mal gemeinsam einen Kaffee trinken gehen.” Er schaute auf die Rechnung, die sich auf $ 3,40 plus Servicegebühr belief. Mit einem Lächeln zerriss er einen 10-Dollar-Schein und legte eine Hälfte in das Mäppchen. “Die zweite Hälfte des Geldscheins bekommen Sie von mir bei meinem nächsten Besuch, wenn ich eine Antwort bezüglich eines Dates bekommen habe.” Mit diesen Worten drehte sich der Unbekannte um und ließ Kelly völlig verdutzt und verwirrt zurück.

* * * * *

Der Himmel strahlend blau und die Sonne schien. Es war wieder ein traumhafter Samstagnachmittag und es machte den Anschein, als wenn der Herbst mild und warm werden würde. Sam genoss die Sonnenstrahlen. Sie verband damit immer eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die ihr in diesem Moment aber Lichtjahre entfernt schien. Sam ging durch den Park und sah ihn schon auf der Bank auf sie warten. War es wirklich eine gute Idee, hierher zu kommen? Was erhoffte sie sich? Würde dieses Treffen irgendetwas an der Situation ändern? Sie war sich selbst nicht sicher, doch zum Nachdenken blieb ihr keine Zeit mehr. „Hallo Sam, ich freue mich, Dich zu sehen.“

Sam erwiderte den Handshake. „Hallo Damian. Danke, dass Du es so schnell einrichten konntest.“ „Wenn Du rufst, bin ich zur Stelle. Das habe ich Dir beim letzten Gespräch zugesichert. Ich halte mein Wort.“ Sie setzten sich und Sam wurde etwas entspannter. Er war lockerer als sie sich vorgestellt hatte. „Damian, ich habe lange über unser letztes Gespräch nachgedacht. Natürlich klingt es verlockend, die Beziehung mit Jack wieder aufzunehmen. Aber es war seine Entscheidung, alles zu beenden. Ich als Sub konnte und kann ihn nicht umstimmen, weil es mir einfach nicht zusteht.“ Damian schaute Sam fasziniert an. Sie saß in einem mehr als kurzen zitronengelben Sommerkleid neben ihm. Soweit er es beurteilen konnte, trug sie keine Unterwäsche. Wenn doch, konnte es nur ein Hauch von Wäsche sein. Aber er war sich sicher, dass dem nicht so war. Erst recht nicht nach ihrem klaren Statement zu der Gesamtsituation. Erstaunlicher Weise war sie nur ein paar Wochen Sub und doch hatte sie die Lebensweise als eine solche begriffen und verinnerlicht. Er erkannte, was Jack in ihr sah. „Sam, ich kann Dir versichern, dass Jack  seine Entscheidung mehr als bedauert. Er hat Eure ‚Beziehung‘ nur auf Druck der Bruderschaft beendet.“ Damian schüttelte den Kopf. „Nein, ich will ehrlich sein. Ich habe ihn unter Druck gesetzt, weil er Dich nicht mit uns teilen wollte. Das aber widerspricht unserem Kodex, den Jack selbst aufgestellt hat. Er ist der Gründer des Zirkels.“ Sam schaute Damian in die Augen. Sie fing an, zu verstehen. „Damian, das ist erst recht ein Grund, warum ich nichts tun kann. Ich hatte die Position einer Sub. Ich habe zu gehorchen und zu dienen. Mehr steht mir nicht zu.“ „Ich verstehe Dich, Sam. Und doch leidet Jack wie ein Hund. Ich komme gerade aus dem Diner. Er hat es seit Eurer Trennung gemieden und BDSM aufgegeben.“ Sam überraschte diese Aussage. Der starke, unerschütterliche, alles beherrschende Jack praktizierte kein BDSM mehr. BDSM war doch sein Leben. “Damian, Dein Bruder weiß, dass er alles von mir haben kann. Ich würde ihm alles geben und es macht mir nichts aus. Das einzige, was er nicht bekommt, ist mein Stolz. Ich war gerne seine Sub, aber ich werde nicht um eine Rückkehr betteln.” „Sam, schau mich bitte an.“ Sam sah in seine, wie sie fand, leicht verzweifelten Augen. „Was steht in Deinem Ring?“ Ohne zu überlegen kam die Antwort. „Geknechtet um zu dienen.“ Damian ließ den Blick nicht von ihr ab. „Sam, willst Du Jack wieder dienen?“ Ohne zu  zögern antwortete Sam:  „JA.“ Damian entspannte sich. Diese Frau war faszinierend. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Sie musste unbedingt zurück in den Schoß der Bruderschaft. Zurück in Jacks Schoß – und damit auch in seinen Schoß. „Sam, vertraue mir und Du wirst Jack bald wieder dienen…“

 

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25. November 2018